2025 – 324: Sang- und klanglos

Keiner weint dem eine Träne nach. Keiner?

 

 

Mancher Abschied ist sehr still und bleibt so lange unbemerkt: Der Schreck, wenn dann nach Jahren das Fehlen erst auffällt, ist meist enorm (wenn das, was sich da sang- und klanglos verabschiedete, nicht völlig egal geworden ist – was durchaus vorkommt).

 

 

Keine Sorge, da ist nichts akut.

 

Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Ich gab heute ein Nokia 1110 (100 % Akku) mitsamt Netzteil in den Elektronikschrott.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 20. November 2025 war ich zufrieden mit dem ausgelesenen Buch (Heinz Kruschel: Tantalus), mit dem sehr kurzen offiziösen Termin, mit dem gepackten Krempel.


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2025 – 323: Ein unbekannter Weg

Der Scheißbaustellenmeckermonolog eines vorurteilsfreien Bürgers.

 

 

Orrrrr. Nicht schonwieder eine Umleitung!? Aber es wäre doch echt gelacht, wenn ich als Fußgänger nicht durch die Baustelle kommen kann. Ist ja auch nichts zu sehn von wegen Austausch der Abwas­ser­kanäle. Hm. Doch, da vorne. Bauzaun. Aber die Arbeiter müssen ja auch von der einen auf die andere Seite kommen. Hm … Hm … So'n Mist. Nichts zu sehen und alles fest verschraubt. Scheiße. Zurücklatschen, den ganzen Weg zurück. Und dann auch noch da links herum! Klar, denn rechts lang ist ja auch gesperrt wegen die blöde Baustelle, und da kommt ja auch kein Arsch durch. Aber den Weg, den Weg würde ich kennen. Fast wie meine Westentasche, schließ­lich kenn ich mich hier im Ort aus.

Da linksrum? Neee, das kenn ich nicht. Da war ich halt noch nie. Da wohnen alles so Leute, also so Leute wohnen da. Vor denen nehm ich mich lieber in Acht. Weiß nicht, nur so 'n guten Ruf haben die Straßen da einfach nicht. Natürlich habe ich keine Angst, da langzugehn. Bin ja schließlich Keiner mit Vorurteilen. Aber eben 'n ganz unbe­kannter Weg … Wer weiß schon, was oder wer mich da erwartet. Und jetzt, jetzt muß ich wirklich weiter. Eh's dunkel wird …

 

 

Erinnerung des Tages:
Wenn mein Großvater mütterlicherseits auf einem Spaziergang eine Abkürzung vorschlug, wurden die Wege immer sehr interessant.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 19. November 2025 war ich zufrieden mit Kartoffelbrei und Fischstäbchen, mit einem ungewollten Schläfchen am Nachmittag (ja, war nötig), mit der Entscheidung, etwas um einen Tag zu verschieben.


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2025 – 322: Schon so lang

Man könnte es ein Lebens-Resümee nennen.

 

1972, eine ganz frische Schallplatte trägt den Titel „Sieben Lieder” – vier gibt es auf der A-Seite zu hören, drei auf der B-Seite. Die kannte ich nicht, diese Schallplatte, die konnte ich auch nicht kaufen, und im Radio wurden die Lieder wahrscheinlich auch nicht oft gespielt, damals. Und ganz ehrlich: Zu solcher Musik hatte ich im Alter von neun Jahren noch keinen Bezug. Ich kann mich auch nicht wirklich daran erinnern, wann ich dieses eine Lied zum ersten Mal hörte. Aber noch heute kenne ich drei Lieder von dieser Schallplatte, könnte sie wahrscheilich auch noch auf einer Gitarre klimpern …

Irgendwann nach 1980 dann wird es gewesen sein, das erste bewußte Hören. Dann wurden „Heute hier, morgen dort”, „Rohr im Wind”, „Schon so lang” und auch „Es ist an der Zeit” sogar auf der Stube in der Kaserne (NVA, 1982–1985) gespielt und gesungen. Das war nicht immer gern gesehen und gehört, war Hannes Wader doch „einer aus dem Westen”. Aber ein progressiver Künstler, der auch auf den Festivals des Politischen Liedes in Berlin, Hauptstadt der DDR, und in anderen Orten dieses Landes auftreten durfte. Und er war ja auch Mitglied der DKP, das konnte man schon gelten lassen.

Auch seine Volkslieder, auch die auf Platt gesungenen, mag ich sehr. Und wenn ich die Texte der Lieder lese, habe ich seine unverwechselbare Stimme im Ohr:

 

 
Schon so lang
(Hannes Wader ∗ 1942)
 

Bin auf meinem Weg, / Schon so lang.
Zerschlagen und träg, / Schon so lang.
Bin müde und leer,
Will nach Süden ans Meer.
Bin auf meinem Weg ohne Wiederkehr,
Schon so lang.

Seh die Kriege, die Not, / Schon so lang.
Ruinen und Tod, / Schon so lang.
Seh die Tränen, die Wut,
Seh die Wunden, das Blut.
Erwürgt und verfault, was stark war und gut,
Schon so lang.

Seh die Welt oft im Traum, / Schon so lang.
Als Pilzwolkenbaum, / Schon so lang.
Euch ihr Herren der Welt,
Eure Lügen, den Mord
an Millionen, die glauben an euer Wort.
Schon zu lang.

Nicht nur Greuel geschehn, / Schon so lang.
Hab die Liebe gesehn, / Schon so lang.
Seh die Hoffnung, den Mut,
Seh den Glauben, die Glut,
Und was sich in Gesichtern von Kindern tut.
Schon so lang

Bin auf meinem Weg, / Schon so lang.
Zerschlagen und träg, / Schon so lang.
Bin müde und leer,
Will nach Süden ans Meer.
Bin auf meinem Weg ohne Wiederkehr,
Schon so lang.
 
Schon so lang.

 

 

Irgendwann hatte ich das Lied auf Kassette aufgenommen und mir den Text „heraus­geschrieben” (damals gab es noch längst kein Internet). Ich habe nachgesehen: Im FDJ-Liederbuch von 1985 findet sich „Es ist an der Zeit”, „Schon so lang” finde ich in den vorhandenen Liederbüchern nicht, nur in der selbstgeschriebenen Form (ich hab im Netz nachgesehen, der Text ist wohl richtig, und er findet sich bei mir zwischen einem Lied der Beatles und einem von Wishfull Thinking.)

Zeitlos im besten Sinne, dieses 53 Jahre alte Lied (und nicht nur dieses von Hannes Wader), nicht wahr? Vier Alben hab ich von ihm, die liefen heute zweimal durch …

Ich verlinke hier kein Datensammler-Video, aber zu finden sind alle genannten Titel im WWW.

 

Erinnerung des Tages:
Oh weh: 1984 und 1985 war ich beim Singeklub-Wettstreit der 4. MSD als Sänger und Klampfer dabei.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 18. November 2025 war ich zufrieden mit ziemlich alter Musik, mit vielen Ideen, mit der Brille mit verschobenem Zentrierpunkt (angepaßt an meine normale Kopfhaltung).


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2025 – 321: Nicht das Wetter

Was mich im/ab November belastet und erfreut.

 

Es ist wirklich nicht (nur) das Wetter, das viele als grau bezeichnen, was mich belastet und/oder erfreut. Es sind auch nicht die Dunkelheit oder das fehlende (Sonnen-)Licht, nicht die sinkende Temperatur. All das nämlich finde ich schön, ich als Winter- und Nachtmensch, nicht belastend.

Dennoch erfaßt mich eine mehr oder weniger deutlich positiv melancholische „End­zeit­stimmung”, doch nicht eine den Frieden oder die ganze Erde betreffende. Das Jahr geht zuende, ich blicke zurück. Und stelle dabei fest, daß sich Bedingungen verschlechterten. Dazu zählen Preisanstiege, Digitalzwang, Ausdünnungen im Nah­ver­kehr, verschwundene Läden und andere Einrichtungen. Oder auch, daß ich wieder Pläne hatte, die ich übers Jahr einfach nicht umzusetzen schaffte (siehe zum Bei­spiel Bezirksinspektor).

All das wird aufgehoben, abgemildert, ausgeglichen durch meine Vorfreude auf die und die Freude an der Advents- und Weihnachtszeit. Mit den Kerzen, den Lichter­ketten, den Schwibbögen, mit den Räuchermännchen und -häuschen und -kerzen. Mit der Musik, mit Heimeligkeit, mit den Düften. In einer Woche, nach dem Toten­sonntag, fange ich mit der Weihnachtsdekoration an. Viel Arbeit. Aber für mich gehört das dazu. Und dann erinnere ich mich an die ziemlich guten Dinge, die es in diesem Jahr gab; in meinen Adventskalendertürchen werde ich hoffentlich! jeweils eins von ihnen erwähnen (d. h. ich muß mindestens 25 davon finden – was das geringere Problem ist – und preisgeben). Und wie immer wird bei mir trotz des Zweiten Vatikanischen Konzils die Weihnachtszeit bis Mariä Lichtmeß gehen …

Keine Zeit des Jahres gefällt mir besser als diese, als das Zuendegehen des Jahres, als November und Weihnachtszeit. Das ist schon so seit ich denken kann. Und ich bin mir sicher, es hat etwas mit dem besonderen Licht dieser Zeit zu tun. Das wohlige Befinden könnte durch eine entsprechende Schneedecke noch verbessert werden.

 

Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Bei der Suche nach meinem Kalender nahm ich alle noch im Schrank liegenden Whiteboard-Stifte (längst ausgetrocknet) und warf sie in den Müll.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 17. November 2025 war ich zufrieden mit dem angenehm langsamen Beginn des Tages, mit der am Nachmittag auf der Couch verfläzten Zeit, mit zwei Kannen Tee „Kaminfeuer”.


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2025 – 320: Ein Buch wirkt nach

Es wird noch eine Weile immer wieder hergenommen werden.

 

Ich lese nicht gerne Romane, die historische Stoffe beschr… verar… Also, Romane mit Geschichten historischer Anmutung sind nicht meine Sache. Auch Kriminalromane oder sogenannte Thriller mag ich nicht.

Dennoch las ich in den letzten Tagen einen Mittelalter-Thriller (Eigenbezeichnung) von Marcello Simoni: „Die Abtei der hundert Täuschungen”. Ja, wirklich, ich las ihn von vorne bis hinten durch – und ich kann wirklich nicht sagen, wieso ich das tat. Und ganz hinten im Buch wird auf zwei weitere Werke Simonis hingewiesen, nämlich auf „Die Abtei der hundert Sünden” und auf „Die Abtei der hundert Verbrechen”, in denen mindestens einer der Protagonisten des gelesenen Buches vorkommt. Und drei weitere Bücher von diesem Autor werden auch beworben.

Erster Effekt: Marcello Simoni steht jetzt auf meiner Nimms-Mit-Liste, wenn ich etwas von ihm in den Öffentlichen Bücherregalen finde. Zweiter Effekt: Das gelesene Buch liegt hier und in ihm stecken drei Lesezeichen. Jeweils bei mich besonders berüh­ren­den Textstellen, die ich nicht einfach weglegen, vergessen will und kann. Sie einfach abzuschreiben oder zu scannen wird ihnen aber auch nicht gerecht. Also bleibt „Die Abtei der hundert Täuschungen” noch einige Zeit bei mir liegen, Ich werde es wie schon andere Bücher anderer Autoren immer wieder hernehmen, diese Passagen lesen, vielleicht zwei oder drei Seiten zurückblättern und von da an lesen, vielleicht auch zwei oder drei Seiten nach ihrem Ende noch lesen. Irgendwann macht es dann Klick im Kopf, und es entstehen eigene Ideen und Sätze, die – bis auf die Inspiration – wirklich nichts mit dem Buch zu tun haben.

Simonis Buch ist mit über 400 Seiten das dickste, das auf diesem Stapel liegt. Sonst sind da noch ein paar Bücher aus der Reihe „Kleine Edition” vom Mitteldeutschen Verlag Halle · Leipzig und aus der Reihe „Podium” vom Verlag Neues Leben Berlin. Kleine, handliche Büchlein mit weniger als 300 Seiten. Nein, andere sind da nicht zu finden, besser: nicht mehr zu finden, denn irgendwann trenne ich mich dann auch von Büchern, die darauf liegen. Es gibt keine festgelegte Zeitspanne dafür, irgend­wann fühlt es sich eben richtig an.

Ich las einen Mittelalter-Thriller. Und habe mich mittlerweile auch weiter umgesehen nach Büchern von Marcello Simoni. Und ich habe mal wieder den letzten Teil einer Trilogie zuerst gelesen. Was soll's, das Buch erschien mir als eine abgeschlossene Geschichte, ich hatte nie das Bedürfnis, die mir bis heute unbekannten vorher angesiedelten Teile zu lesen.

 

Erinnerung des Tages:
Beim Herumdenken erinnerte ich mich heut an ein Buch, das ich schon unzählige Male gelesen habe, und begann es heute wieder zu lesen. Christa Wolf: Kein Ort. Nirgends.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 16. November 2025 war ich zufrieden mit einem Eimer Joghurt (1 kg, aufgegessen übern Tag), mit der Tour durch die Stadt, mit Bulgur mit Königsberger Klopsen (TK-Ware).


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2025 – 319: Das eigene Herz

Nur: Heute führt auch der Verstand mir das vor.

 

Einmal mehr hadere ich mit meinen schlechten Quellenangaben, die ich früher machte. Von den nachstehenden Worten weiß ich nur noch, daß ich sie aus dem Buch „Wahre Geschichten aller Ard(t)“ abgeschrieben habe.

 

 

Achtgeben, achtgeben, daß dir dein krankes Herz nicht Menschen und Verhältnisse als Ärgernisse vorführt. Lieber die Lust zum Sich-Ärgern überwinden und damit vielleicht das Herz reparieren.

Erwin Strittmatter

 

 

Wenn ich sie lese, bin ich mit den Sätzen einverstanden und mit Erwin. Eines aber hat sich im Laufe der Jahre verändert: Nicht mehr nur das Herz führt mir vieles als ein Ärgernis vor. Mein Verstand verzweifelt fast an allem, was hierzulande in diesem Jahr verzapft (um nicht zu sagen: verbrochen) wurde von diesen … Und dennoch will ich dieses „Mich-Ärgern” überwinden, ja, und ich habe auch keine Lust und Freude daran. Ignorieren aber ist mir einfach nicht möglich, dazu betrifft mich viel zu viel von dieser ganzen Scheiße zu sehr.

Ach, mir träumte letztlich von einer anderen Vorgehensweise mit unseren Berufs­politikern: Das erste Jahr nach ihrer Wahl ist die Probezeit. Danach muß in einer zweiten Abstimmung des Volkes darüber befunden werden, ob sie tauglich sind und dem Wohle des Volkes dienen. Wenn nein, folgt innerhalb von vier Wochen eine Neuwahl. Wenn ja, dann bleiben sie bis zum Ende der Legislatur im Amt. Aber: Kein Gesetz, keine Verordnung, die im ersten Jahr und in der vorhergehenden Wahl­pe­riode beschlossen wurden, nichts davon darf in dieser Zeit verschlimmbessert werden, zurückgenommen werden. Eine Utopie, eine nicht umsetzbare, ich weiß. Aber träumen werde ich doch dürfen?

Und nun gehe ich wieder in mich und denke darüber nach, wie ich dem Ärgern begegnen kann, wie ich es umwandeln kann in etwas, das nicht so zerstörerisch, nicht so krankmachend wirkt … Auf das Herz und Verstand sich bewahren und reparieren lassen.

 

Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Ich stellte zehn Bücher in einen Öffentlichen Bücherschrank.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 15. November 2025 war ich zufrieden mit den sortierten Büchern, mit den Tauben vor meinem Fenster, mit dem Unterwegssein in der STadt.


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2025 – 318: Freitags kein Wannenbad

Da gibt es Einiges, das ich mit meiner Wohlfühlzeit verbinde.

 

Für zwei Tage wöchentlich steht in meinem (elektronischen) Kalender ein Alarm: Badewanne. Duschen ist nicht meins, ich genieße lieber Zeit in duftendem Schaum, in warmem Wasser, am liebsten sogar mit Kerzenschein (Teelichter).

Als Kind und Jugendlicher – also zwischen etwa 1968 und 1983 – war Familien­ba­de­tag am Sonnabend; in der Gartensaison oft auch schon am Freitag. Und ja, ich war derjenige, der den Badeofen anfeuerte, beheizte und das Ofenrohr ab und zu zum Glühen brachte. Meist nur mit Holz, davon fiel in den Werkstätten von Opa und Onkel – beide waren Böttcher und Tischler – ausreichend Abfall an. Wir sammelten auch selbst im Wald, es gibt im Erzgebirge die Tradition des „Stöck-raustuh” (Stöcke, also Totholz, raustun, sammeln, abbrechen) auch heute noch. Und es wurden immer „Kuttern un Zappn” – also Rindenstücke und Zapfen – gesammelt; allerdings verbrannte ich die meistens im „Haisl”, dem Wochenendhaus meiner Großeltern, sowohl im Küchenherd als auch im Durchbrandofen im Wohnbereich.

Zwei Dinge sind mir besonders deutlich in Erinnerung geblieben: Der Duft und das Geräusch. Wie harzhaltiges Holz und Zapfen beim Verbrennen riechen und knacken! Noch etwas ist mit den Erinnerungen an dieses Wochenenddomizil am Waldrand verbunden: Immer wurde davor gebadet. Wegen des gebotenen Wassersparens saßen oft eine meiner Cousinen (mütterlicherseits) und ich gemeinsam in der auf Löwentatzen stehenden Wanne, die viel größer und tiefer war als die heute üblichen: 1,90 m lang und fast 90 cm tief (bis zum Rand, Überlauf bei 75 cm bis 80 cm). Wir ließen Rindenschiffchen, selbstgemachte Rindenschiffchen zwischen uns hin- und herfahren, schrubbten uns gegenseitig den Rücken und hatten Spaß. (An Weiblein-Männlein-Dinge dachten wir damals ganz sicher noch nicht.)

Später, in Beziehungen lebend, vermißte ich die große Wanne meiner Großeltern (die später die meiner Familie war). Wie gern hätte ich ab und zu mit meiner Frau dringesessen … (Ja, auch heute gibt es jemanden, mit der ich das liebend gern tun würde, aber das Leben hat anderes vor, leider.)

Ach ja: Freitags erinnert mich mein Kalender nicht daran, daß ich in die Badewanne gehen sollte. Dennoch steige ich ab und zu freitags in meine Badewanne, in diesen unglaublich angenehmen Luxus. Immer dann, wenn ich es am Donnnerstag nicht schaffe. Denn bei mir sind Donnerstage und Sonntage Badetage, ohngeachtet der Tatsache, daß ich sonntags häufig auf den Mittelaltermärkten herumwusele. Da ich aber gestern ausreichend lang mich im warmen Wasser suhlte, war heute kein Wannenbad nötig.

Nächstes Jahr werde ich auch wieder woanders badengehen: Im Fluß oder in einem See oder Teich. Jedenfalls draußen, an der freien Luft. Und: im Zuber auf den Märkten, da auch.

 

Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Beim Ausräumen einer Ecke fiel viel Altpapier an, das ich sofort oder nach dem Passieren des Aktenvernichters entsorgte.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 14. November 2025 war ich zufrieden mit dem Schlaf kurz nach dem Aufstehen, mit der nachmittäglichen Zeit auf der Schlafstatt, mit dem aufgefüllten Glas mit blauer Tinte.


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2025 – 317: Anschlußproblem

„Fortschritt” ist nicht immer brauchbar oder sinnvoll.

 

Soso. Von den Dingern hatte ich mal vier oder fünf, und von einem davon weiß ich, daß ich es wegen Korrosion entsorgt hatte. Aber wo sind die, die dasein müßten? Ich hab mir gestern und heute einen Wolf gesucht und dabe Dinge gefunden, von denen ich schon längst vergessen hatte, daß ich sie suchte oder vermisse. Ihr alle kennt das sicher ge.nau.so. – oder? Nur das Gesuchte tauchte einfach nicht auf, nirgendwo.

Heute jedenfalls war ich dann unterwegs und wollte so ein Ding kaufen. Bitte mit normalem Steckdosenstromanschluß! Aber: Das gibt es nicht (mehr). Echt nicht, in vier Läden, die sowas verkaufen, gibt es nicht eines mit Anschluß für 220 V, das ist alles nur noch Micro-USB oder USB-C (meist sogar in dieser Kombi: Gerät hat Micro-USB und wird aufgeladen mit einem Kabel, an dessen anderem Ende ein USB-C-Stecker ist). Warum nur? WTF??? Das ist ja wie bei den kleineren Lichterketten, die es nur noch mit Batteriebetrieb gibt und längst nicht mehr mit Anschluß an 220 V. Das ist doch bekloppt. Das ist doch … Näääää, sinnvoll finde ich das nicht.

Letztendlich blieb mir nichts anderes üblich, als ein auf diese Weise anschluß­ver­krüp­peltes Ladegerät für Akkumulatoren der Größen AA/R6 und AAA/R03 zu erwerben, wenn ich dann statt der vielen Alkali- oder Zink-Kohle-Batterien in der Advents- und Weihnachtszeit eben die wiederaufladbaren Varianten verwenden möchte. Ja, das mußte heute sein – ein vernünftiges Ladegerät werde ich mir auf alle Fälle noch besorgen. Damit ich mir die Akkus nicht durch fehlerhaftes Ladeverhalten frühzeitig ruiniere. Spätestens dann, wenn ich mir das geholt habe, werde ich meine noch verschwundenen Ladegeräte wiederfinden, da bin ich mir sehr sicher (denn das ist immer so). Und ich frage mich: Wo ist der Conrad-Laden, wenn man ihn wirklich braucht?

Fortschritt schön und gut – aber muß der solche Auswirkungen haben?

 

Heute weggegeben bzw. entsorgt:
Einige defekte Akkus und eine ganze Anzahl entladener Batterien gab ich in die vorhandenen Sammelbehältnisse.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 13. November 2025 war ich zufrieden mit mit dem Aufstehen gegen Zehn (nach fast zwölf Stunden Schlaf), trotz allem mit dem gekauften Ladegerät, mit ausreichend Ausruhen übern Tag.


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2025 – 316: Ein Umschlag

Nur einer des Befindens. Und ein schöner Fund.

 

Am Morgen stellte ich fest: „Ich fühle mich.” Was bei mir immer etwas Gutes ist, denn in in der Depression war das viel zu oft nicht der Fall.

Aus dem „erlebnishungrig” des Morgens wurde dann noch am Vormittag eine eher unangenehme Hibbeligkeit. Sonderbar. Auf einmal hatte ich verdammt viele Ideen für Erlebbares, so viele, daß ich mich nicht mehr entscheiden konnte. Ein Luxus­pro­blem, ich weiß. Also tat ich, was ich bei solchen und ähnlichen Gelegenheiten immer und immer wieder versuche: mich beim Schreiben wieder einfangen. Es ist nicht leicht, genügend Konzentration dafür aufzubauen, überm Papier gelingt das aber recht zuverlässig. Im Schriftbild ist das deutlich sichtbar in vielen durchgestrichenen Wörtern am Seitenanfang – und spätestens am Ende der ersten Seite (etwas größer als DIN A5 zur Zeit) gibt es keine Durchstreichungen mehr. Heute allerdings …

Ich fing zweimal an. Ich strich viel zu viel durch. Gab nicht auf. Kritzelte auf Zettel. Ergebnislos, ja, aber der zweite Anfang wurde besser. Flüssiger. Nicht herzeigbar wegen des Inhalts, der nicht geeignet ist für eventuell vorhandene jugendliche Leser:innen. Ich fand auch kein vom Schriftbild her vergleichbares Material, also überlasse ich es euch, euch die chaotischen Zeilen vorzustellen. Und ja, nach etwa 90 Minuten war ich so weit bei mir, daß ich losgehen konnte in die Stadt. Kein neues Ziel lockte mich, erleben kann ich immer wieder viel im und um den Bahnhof herum. Ich stöbere im Bahnhofsbuchhandel, beobachte Ankommende, Verreisende, Wartende, Arbeitende. Ab und zu erhasche ich Teile eines Gespräches, sehe ich Dinge, die ich gerne fotografisch festhalten wollen würde (was ich aber nur selten tu).

Beim Umsehen fiel mir eine abgestellte Lok auf. Ich sah heute die V200 105, die sich als 221.105 jetzt ohne das RTS-Logo zeigt – Wikipedia hat ein Bild von ihr, sagt aber leider nichts darüber aus, wo sie zuletzt im Dienst war (seit 2010; kann sein, daß sie im DB-Museum Halle stand). Sie ist mindestens ein Jahr älter als ich, wurde 1961 oder 1962 gebaut:

 

Schmutzige, orange Diesellok 221.105 von links vorn aufgenommen; hinter der Lok ist rechts im Bild der Wasserturm am Bahnhof Halle (Saale) zu sehen

Die alte Diesellok.
221.105 (Ex V200.105, gebaut spätestens 1962) auf einem Abstellgleis
direkt vorm Wasserturm am Hauptbahnhof Halle (Saale)

 

Der Rest des Tages war dann relativ gemütlich. Und ich habe mal wieder etwas gefunden, das ich fotografieren wollte und konnte.

 

Erinnerung des Tages:
Ach, wie gern fuhr ich früher im dampfbespannten Zug, bevorzugt im Raucherabteil oder auf dem Gang bei geöffnetem Fenster.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 12. November 2025 war ich zufrieden mit meinem Ausflug zum Bahnhof, mit Bildern von der Lok, mit Schwein(en) im Briefkasten.


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2025 – 315: Traumhafte Geschichten

Was mitten in der Nacht festgehalten werden muß.

 

 

Es ist kurz nach Eins, also tiefste Nacht. Nach drei Stunden Schlaf bin ich wach, weil ich ins Badezimmer mußte, und nun finde ich nicht wieder in den Schlaf zurück. Ja, ich bin deshalb wütend, so wütend, daß ich heulen könnte. Das aber will ich heute und jetzt nicht.

Mir wird klar, daß ich schon geträumt haben muß. Doch statt an den Traum erinnere ich mich nur an einen Satz, an nichts anderes:
    Wer keine Fragen stellt, kann keine Geschichten sammeln.
Während ich diese wenigen Worte festhalte, taucht da ein zweiter Satz auf, der – so glaube ich in diesem Moment – auch zu diesem Traum gehört:
    Ich werde Dir Geschichten erzählen, bis Du Dich erinnern kannst.
Dabei habe ich nicht die geringste Idee, ob – und wenn ja, wie – beide Sätze zusammengehören. Aber sie sind jetzt aufgeschrieben. Und ich kann die Sätze befragen und mir selbst Fragen stellen, auch zu ihnen, und auf Antworten hoffen. Auf weitere Traumdetails warte und hoffe ich vergebens.

Als ich vor Jahren anfing, auf Papier zu denken und mich auf Papier zu erinnern, vermied ich es noch, mich dabei mit meinen Träumen zu beschäftigen. Träume sind Schäume, nichts von Wert, sie haben keine Substanz. Nicht nur davon war ich überzeugt. Es ist unmög­lich sie zu deuten; Träume sind der Abfall, der Ausschuß dessen, was in meinem Hirn vorgeht, bildete ich mir ein. Und auch von dieser Einbildung war ich felsenfest überzeugt. Bis mir eines Tages auffiel: In allen Träumen geht es nicht um Lehrsätze oder rationale Er­kennt­nis. Sondern um Gefühl und Ahnung. Darum, diese zu er­ken­nen, sie anzu­neh­men, und im besten Fall sie auch benennen zu können.

Heute Nacht sitze ich (leidlich wach) da und erinnere mich an zwei Sätze aus wahrscheinlich nur einem Traum. Deren mir gerade wich­tigsten Worte sind: Fragen, Geschichten, erinnern. Aber wer ist das angesprochene Du? Ob ich das selbst bin, nur ich selbst bin, weil ich in diesem Traum nur Selbstgespräche führte?

 

 

Ich weiß nicht, wie real das sein kann, was ich da heut in der Früh kurz nach dem ersten Kaffee schrieb. Doch ich konnte mir diese Szene vorstellen, sah sie vorm inneren Auge, deutlich, lebendig. Kam sie aus einem meiner Träume? An einen solchen kann ich mich selbst jedenfalls nicht erinnern (dafür an zwei andere). Die schreibende Person (und insofern ist sie mir nicht ganz fremd) stellt fast am Schluß eine für mich bedeutsame Frage: „Wer ist das angesprochene Du?”

 

Erinnerung des Tages:
Vor über 30 Jahren verschlang ich tatsächlich alle über Traumdeutung erhältliche Bücher und stellte fest: Nein, das ist nicht sinnvoll.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Am 11. November 2025 war ich zufrieden mit den fressenden Tauben bei mir auf dem Fensterbrett, mit Couscous mit verschiedenem Gemüse, mit einem halben Marzipanbrot.


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